Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt

So schwierig wie der Titel des Stücks ist die Situation der Frauen, von denen im Stück erzählt wird.

Sechs Frauen mit sehr unterschiedlichen Biografien. Von der ehemaligen Geschäftsfrau des Jahres über die scheinbar patente Mutter aus dem Einfamilienhaus bis hin zur aus dem Krieg Geflüchteten. Sie alle haben es geschafft sich aus einer gewalttätigen Beziehung zu befreien. Verfolgt von der Vergangenheit oder auch ganz konkret von ihrem ehemaligen Partner finden sie vorübergehend Schutz im Frauenhaus. Dort versuchen die Frauen trotz finanzieller, bürokratischer, körperlicher und seelischer Schwierigkeiten neu anzufangen oder auch nur zu überleben.

Der Text basiert auf Gesprächen mit ehemaligen Frauenhaus-Bewohner:innen.

Anne Verena Freybott über den Text:
Felicia Zeller legt den Figuren ihres neuen Stückes eine höchst eigene Kunstsprache in den Mund. Vokabular, Melodie und Aufbau entstehen ebenso aus den Biografien der Figuren als auch aus der Reibung zwischen ihrer poetischen Suche nach dem kleinen Lebensglück und den realen Sachzwängen, die sie immer wieder ausbremsen. So entsteht eine kraftvolle, symphonische Partitur, die die verschiedenen Lebenssplitter miteinander verwebt und dabei auch immer wieder helfende Stimmen, wie die der Mitarbeiterin des Frauenhauses oder einer Ärztin, zu Wort kommen lassen. Aber auch die verletzenden Stimmen der Täter:innen werden zitiert sowie die Worte derjenigen, die naiv und unachtsam am Problem vorbeischauen. Dabei schlägt Verzweiflung so schnell ins Absurd-Komische um wie in manchen Partnerschaften Familienfrieden in sinnlose Gewalt.

(Foto: Axel J. Scherer)

URAUFFÜHRUNG

Theater Oberhausen, 17.05.2023

Regie: Eike Weinreich

Bühne: Franziska Isensee

Kostüme: Ines Köhler-Klünenberg

Dramaturgie: Anne Verena Freybott


mit Susanne Burkhard, Rosa Dahm, Anke Fonferek, Maria Lehberg

PRESSESTIMMEN

"Felicia Zeller bringt das Kunststück fertig, den Sound und die Wucht der realen Interviews zu bewahren und ihn dennoch durch Loops, Doppelungen, Verkürzungen in ein grausames Gedicht zu verwandeln, das immer wieder verrät: hier geht es um mehr als um schlimme Einzelschicksale. (...) Zum Glück gibt es die Autorin Felicia Zeller, die Bürokratendeutsch in eiskalte Ellipsen verwandelt und das ganze strukturelle Elend des mangelhaften Schutzes von Frauen in Deutschland offenlegt. (...) Ein beeindruckender, wichtiger Abend, der Strukturen und Schicksale eines unsäglichen Phänomens beleuchtet." (Dorothea Marcus auf www.nachtkritik.de)

„Ein starkes Stück von Felicia Zeller über ein trauriges, gesellschaftsrelevantes Thema. Das Publikum, berührt und begeistert.
 Vier großartige Schauspielerinnen (Susanne Burkhard, Rosa Dahm, Anke Fonferek, Maria Lehberg) verkörpern in raschem Wechsel Frauen, die ganz unterschiedlicher häuslicher Repression entflohen sind." (Elisabeth Höving, WAZ)

"komplex, intensiv und gänzlich frei von falschem Pathos" (Christine Wahl in theater heute)