Mein ganzes Leben habe ich unter dem Motto IRGENDWAS GEHT IMMER Warum sollte das auf einmal Irgendwas geht immer
Der Geldkomplex
Die selbsternannte Wirtschaftsdramatikerin Felicia Zeller untersucht in ihrem Theatertext unser Verhältnis zum Geld und verwendet dazu Motive aus dem Roman „Der Geldkomplex“ (1916) von Franziska zu Reventlow.
Felicia Zeller über Reventlows Roman: „So sorglos hat noch nie jemand über Sorgen, so anmutig noch keiner über permanenten Geldmangel geplaudert. Es ist als ob der Tonfall des Romans die eigentliche Krise genauso verdrängt wie die Hauptperson ihre problematische Beziehung zum Geld."
Der Geldkomplex- das Stück: Übersetzerin Feli von Beinahe-Enden ist pleite, die Wohnung gekündigt, die Möbel gepfändet und die immer mehr werdenden Gläubiger verlangen vehement ihr Geld zurück. Nach jahrelanger kunstvoll prekärer Existenz ergreift der Gedanke an Geld völlig von ihr Besitz. Ein befreundeter Psychiater attestiert ihr sogar einen „Geldkomplex“ und verhilft ihr zu einem Aufenthalt in einem Sanatorium, zur Flucht vor ihren Gläubigern.
Im noblen Luftkur-Sanatorium befreundet sie sich mit anderen zerrütteten Existenzen, die sie mit ihrem „Geldkomplex“ ansteckt. Es entsteht eine kleine Not-Gemeinschaft, deren Mitglieder anfangen, ihre Neurosen unter der Prämisse ihres jeweiligen Verhältnisses zum Geld zu betrachten. Man diskutiert Geschäfte und spekuliert, was das Zeug hält, bis ein Bankenkrach das Stück beendet. Pech für Feli. Das ganze Stück über hat sie auf eine Erbschaft gewartet, die ihr am Ende endlich ausbezahlt werden soll. Jetzt wird sie selbst zur Gläubigerin der bankrott gegangenen Bank.
Dieser Text wurde ermöglicht durch die Förderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen "Neue Wege", geschrieben 2021 für das Theater Münster.
URAUFFÜHRUNG
Theater Münster, 15.09.2021
Regie: Max Claessen
Bühne: Ilka Meier
Video: Andreas Klein
Musik: Christoph Coburger
Dramaturgie: Barbara Bily / Cornelia von Schwerin
Feli von Beinahe-Enden Katharina Behrens
Der Miterbe, Heinrich Horvath Maria Knut zu Albert von Brundel Christoph Rinke
Frau Professor Dr. Knust Ulrike Knobloch
Doktor Flachmeier Christian Bo Salle
Henry Joachim Foerster
Privatdozent Lukas Wilhelm Schlotterer
Die Baulöwin Marlene Goksch
Gottfried Daniel Warland
Balailoff Frank-Peter Dettmann
PRESSESTIMMEN
Kai Bremer auf nachtkritik.de