Der Fiskus (2020)

Der Fiskus

In einem baufälligen Finanzamt versucht das Team um Sachgebietsleiterin Nele Neuer seiner täglichen Arbeit nachzugehen.

Die langjährige Finanzbeamtin Bea Mtinnen weiß so ziemlich alles über das komplizierte Steuerrecht, aber niemand fragt sie. Stattdessen wird die etwas jüngere Nele Neuer zur Sachgebietsleiterin befördert.

Kollegin Elfi Nanzen winkt die Fälle, die sie nicht versteht, durch, alles andere regelt sie mit wachsender BeamtInnen-Strenge. Mit Ehemann Reiner Lös, ebenfalls Finanzbeamter, verbindet sie die Freude an der gemeinsamen Veranlagung, bei der die Eheleute gemeinsam alle steuerlichen Möglichkeiten ausschöpfen.

Betriebsprüferin Fatma Tabak treibt jedes Jahr über eine Million an Mehrsteuern ein. Die aktivste und patenteste Mitarbeiterin des Teams taucht immer im richtigen Moment auf, zumindest aus ihrer Perspektive. So rettet Fatma Nele nicht nur vor dem Anschlagsversuch eines verzweifelten Steuerbürgers, sie taucht auch auf, als Nele sich mit einem steuerhinterziehenden Unternehmer im Luxusrestaurant Hotel Nassauer trifft.

Nele Neuer träumt von weiterem Aufstieg. Sie kann sich durchaus vorstellen in Zukunft das gesamte Finanzamt zu leiten, und das Amt als Aktiengesellschaft an die Börse zu bringen.

Als Bea bei ihrer täglichen Routinearbeit einen milliardenschweren Steuerbetrug aufdeckt, schiebt Nele Bea in eine Geisterabteilung ab, um diesen Erfolg für sich zu reklamieren ...

URAUFFÜHRUNG

Staatstheater Braunschweig, 18.01.2020

Regie: Christoph Diem

Bühne: Sabine M. Mader

Kostüme: Anne Buffetrille

Dramaturgie: Holger Schröder


Nele Neuer: Gertrud Kohl

Bea M. Tinnen: Saskia Petzold

Elfi Nanzen: Larissa Semke

Reiner Lös: Tobias Beyer

Fatma Tabak: Naima Laube


 

PRESSESTIMMEN

"Wenn aus dem Einblick in das Behördendasein ein ausgesprochen unterhaltsames, so witziges wie gewitztes Theaterstück wird, ist dies der Autorin Felicia Zeller zu verdanken. (...) Vor allem weil es nicht nur gratislustig auf dem Amtsschimmel herumreitet, sondern weiter ausholt und tiefer blickt: in die privaten Gefühlskonten der Figuren ebenso wie in die globale Finanzwelt mit ihren Tricks und Machenschaften." (Süddeutsche Zeitung)

"Herausgekommen ist eine herrliche kleine Innenansicht der Finanzbehörde. (...) Ein Text, der sich flächig ausbreitet, der schwadroniert und monologisiert, der aber auch - selten genug in der neuen Dramatik - anrührende Figuren und pointierte Dialoge kennt. Zeller hat uns nicht die Hölle, sondern die Schönheit der Verwaltung aufgewiesen. Selten wirkte der Fiskus anmutiger." (Nachtkritik)

"Zeller verschränkt unterhaltsam eine grau grinsende Büro-Komödie mit einer schwarzbösen Weltfinanz-Groteske. (...) Sie zeichnet ein letztlich sympathisches Bild einer Schicksalsgemeinschaft lauter charakterlich lädierter Davids gegen die Finanz-Goliaths und ihre Helfershelfer." (Braunschweiger Zeitung)

"Die Aufführung hält aber stets die Balance zwischen karikierender Zuspitzung, humorvoller Selbstreflexion und pointierter Dokumentation des Beamten-Wehleids. Wobei meist mit den Figuren, nicht über sie gelacht wird. Besonders elegant geht das Ensemble mit Zellers Sprache um, den musikalisch getriebenen, floskelhaften Satzverkürzungen und Wortfindungsstörungen. Ein raffiniertes Kunstidiom, das häufig der Realität abgelauscht ist und die Kämpfe der an und mit Sprache scheiternden Figuren zeigt." (taz)