Auch wenn es nicht geht, muss es gehen
Der Revisor, frei nach Nikolai Wassiljewitsch Gogol
(uraufgeführt in der Hamburger Fassung unter dem Titel „Die gläserne Stadt“)
Chlestakow ist Finanzbeamter im einfachen Dienst. Ein Mann ohne Plan. Ein Mann, den niemand ernst nimmt. Ein Mann, der sich missachtet fühlt. Zu recht. Ständig wird er von den anderen um Gefälligkeiten gebeten, die er ihnen nicht ausschlagen kann. Halt mal kurz, bitte Kaffeeecke sauber machen, den Hund der Tante hüten, etc.
Seine Vorgesetzte Dr. Ute Meier leitet den Kampf gegen illegale Mixmax-Geschäfte und ist nahe dran, die Steuerbetrüger-Bande um Dr. Baktus, Investmentbanker und Besitzer der renommierten Kaktus Bank, hochgehen zu lassen. Eine Razzia steht kurz bevor. Doch Chlestakow nimmt den Durchsuchungsbefehl an sich, diesmal will er es allen zeigen. Er wird DER REVISOR.
Doch nicht nur seine Vorgesetzte, auch die Steuerbetrüger:innen nehmen ihn nicht ernst. Sie vertrauen in ihre wirtschaftliche Macht und ihre Verbindungen in die Politik, insbesondere zum Bürgermeister der Stadt, Anton Schatz. Auf dem Containerschiff NEVER GIVEN haben sie sich versammelt, um über den lächerlichen Versuch des Fiskus, eine Steuerprüfung zu veranlassen, zu lästern und mögliche Beweise zu vernichten. Da aber taucht er schon auf, DER REVISOR in Form eines einfachen Finanzwirt.
Motto des Stücks: Auch wenn es nicht geht, muss es gehen.
Triggerwarnung: Enthält Ausreden aller Art.
URAUFFÜHRUNG
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 23.02.2024
Michaela, Reinigungskraft: Henni Jörrissen
Dr. Bernd Baktus, Geschäftsführer der Kaktus Bank: Lina Beckmann
Jelena Baktus, ehemalige Gastwirtin: Jan-Peter Kampwirth
Alois Reitwinkel, Rechtsanwalt: Christoph Jöde
Anton Schatz, Bürgermeister: Samuel Weiss
Dieter Örting, Reeder eins: Yorck Dippe
Detlef Örting, Reeder zwei: Michael Weber
Dr. med Susanne Kolb, Krankenhausmanagerin: Ute Hannig
Paul Otto Piepes, Investor, Geschäftsführer der Piepes Bau: Jan Thümer
Dr. Ute Meier, Sachgebietsleiterin im Finanzamt für Großunternehmen GRUNT: Eva Maria Nikolaus
Chlestakow: Carlo Ljubek
Regie: Viktor Bodo
Bühne: Zita Schnabel
Dramaturgie: Anna Veress / Ludwig Haugk
Kostüme: Ilka Giliga
Sounddesign: Gabor Kerestzes
Musik: Klaus von Heydenaber
PRESSESTIMMEN
Zwischen pointiertem Wortwitz und Slapstick bewegen sich die völlig überzeichneten Typen wie braungebrannter Tennissnob und aalglatter Anwalt. »Die gläserne Stadt« hat das Zeug zum Kultstück.
HAMBURGER MORGENPOST
Felicia Zeller macht aus den Schandtaten zulasten der Allgemeinheit freilich kein trockenes Enthüllungsdrama, sondern kluge wie aufgekratzte, böse wie mitreißende Unterhaltung.
FAZ
Felicia Zeller überführt Nikolai Gogols Gesellschaftssatire »Der Revisor« frisch, frech und frei in eine sehr namhafte Gegenwart. […] Das System lebt weiter und wird im Schauspielhaus 2024 als hemmungslose Groteske zelebriert.
DIE WELT
Herrlich vermittelt aber Zellers frisch rhythmisierte Sprache mit den nicht zu Ende geführten Sätzen, wie die Floskelei ins Leere läuft. (...) andere sagen mit minimalem Wortaufwand maximal wenig oder heben zu Ausreden an, in Lügen sich verheddernd.
TAZ
Als Komödie funktioniert die Inszenierung ausnehmend gut, mit genau getaktetem Slapstick, mit bösem Humor und mit wohldosierten Running Gags.
NACHTKRITIK